„Einer der schmutzigsten Wahlkämpfe überhaupt“

Seit vielen Monaten verfolgen Medien aus allen Ländern der Welt den schmutzigen Wahlkampf der beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump. Ihre Strategie: Gegenseitiger Angriff und Provokation, um das Image des Anderen in den Dreck zu ziehen. In einem HORADS 88,6 Interview gibt uns Dominic Pakull, Politikwissenschaftler der Universität Stuttgart, der sich in seiner Arbeit tiefer mit den US-Wahlen beschäftigt, seine Einschätzung zur Mentalität in den USA und dem Rest der Welt bezüglich der Wahlen.

Dominic Pakull, Quelle: Universität Stuttgart

Wie ist die Mentalität in den USA, wie ist sie beim Rest der Welt?

„In den USA ist es einer der schmutzigsten Wahlkämpfe überhaupt. Dass ein Kandidat wie Trump in einem Fernsehduell ankündigt, seine Rivalin ins Gefängnis zu stecken, sollte er gewählt werden, erinnert an einen Diktator. Ebenso seine Belästigungsvorwürfe gegen Bill Clinton. Aber auch auf der anderen Seite hat das Clinton-Lager eher versucht, Trump zu diffamieren und seine charakterliche Eignung für die Präsidentschaft in Frage zu stellen. Gleichzeitig sind beide Kandidaten bei den Bürgern extrem unbeliebt, dass es für die Wähler lediglich um das kleinere Übel geht.“

Wie denkt die Mehrheit der Deutschen über die Wahlen?

„Die Deutschen sind wie die meisten Europäer immer auf der Seite des demokratischen Bewerbers. Weil dieses Jahr Trump für die Republikaner antritt, ist diese Tendenz noch ausgeprägter. Viele Menschen – wie übrigens auch in den USA – fürchten eine Wahl Trumps, weil sie die Sorge damit verbinden, dass er als mächtigster Mann der Welt und Oberbefehlshaber über die US-Streitkräfte unüberlegte Dinge tun könnte.“

Welcher der beiden Kandidaten hat Ihrer Meinung nach mehr Dreck am Stecken?

„Bei Hillary ist es vor allem die E-Mail-Affäre, die ihr gerade zu schaffen macht. Bei Trump ist es sein abfälliges Gerede über Frauen und Vorwürfe sexueller Belästigung, die von den Medien stark kritisiert werden. Und die Tatsache, dass er als Unternehmer es konsequent ablehnt, Steuern zu zahlen. Beide haben keine weiße Weste und werden in der Öffentlichkeit stark dafür kritisiert.“

Wie wirken deutsche Medien in Ihrer Berichterstattung über die Wahlen auf Sie?

„Die deutschen Medien sind, wie die US-Mainstream-Medien, klar auf der Seite Clintons. Die Wahl Trumps wird als Schreckensszenario gesehen. Die deutschen Medien berichten punktueller als die amerikanischen, sodass nur die großen Affären wie Clintons E-Mails Erwähnung finden. Ein Unterschied, der mir beim Vergleich der Berichterstattung in New York Times und Washington Post zu deutschen Qualitätsmedien aufgefallen ist: Eine Wahl Trumps wird in Deutschland für wahrscheinlicher gehalten. US-Medien weisen darauf hin, dass Clinton über die Monate vorne liegt, und eine Mehrheit der Amerikaner Trump als ungeeignet für die Präsidentschaft hält.“

Und zu guter Letzt: Wie glauben Sie, werden die Wahlen ausgehen?

„Bis vor ein paar Wochen sind die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass die Wahl bereits entschieden ist. Vor kurzem jedoch erfolgte die Ankündigung, das FBI werde die Ermittlungen im Fall der E-Mail-Affäre Clintons wiederaufnehmen. Das hat die Wahl noch einmal etwas spannender gemacht. Die Dynamik des Rennens, bei dem Clinton immer vorne lag, konnte die Affäre jedoch nicht ändern. Dies wird auch diesmal erwartet: Es könnte knapper werden, aber Clinton sollte dennoch gewinnen. Clinton liegt nicht nur landesweit, sondern zudem auch in nahezu allen Swing States, in denen sich die Wahl entscheiden könnte, vorne.“

 

Nun bleibt abzuwarten, welcher der beiden Kandidaten für die Amerikaner dann das kleinere Übel darstellt und damit eines der mächtigsten Ämter der Welt innehaben wird.

Interviewerin und Autorin: Jana Schüler,
05.11.2016