Kabelmusik: „Musik von Kabeln, durch Kabel und über Kabel“

Mehr als monotoner Rhythmus – dass elektronische Musik das kann, stellen Vero und Franz von der Sendung „Kabelmusik“ regelmäßig bei HORADS 88,6 unter Beweis. Wir haben die zwei getroffen und uns mit ihnen über ihre Sendung, die Elektro-Szene in Stuttgart und natürlich übers Radio unterhalten.


Vero und Franz von Kabelmusik

HORADS 88,6: Vero, wie ist es dazu gekommen, dass du Kabelmusik machst?

Vero: Ich war davor schon ein dreiviertel Jahr bei einer anderen Sendung. Plattenschrank hieß die. War eher ein bisschen oldschool und sehr festgefahren. Der, der die Sendung angefangen hat, hatte sehr genaue Vorstellungen. Wir mussten auch alles was wir sagen aufschreiben, Wort für Wort. Das hat mich schon gestört, weil ich lieber ein bisschen freier rede. Und man hat mir einfach angemerkt, wenn ich vorgelesen habe (lacht). Bei ihm hat sich das echt gut angehört, bei mir nicht. Ich habe dann einfach mal in die Sendung nach uns reingeschaut. Damals haben die Lena und Alex gemacht. Die haben schon elektronisch aufgelegt und das echt lässig gemacht. Lena von der Sendung hat dann aufgehört und da wurde ein Platz frei. So bin ich da eher zufällig reingekommen. Mir gefällt die Musik und ich fand es auch cool dann mal was anderes zu machen.

HORADS 88,6: Und Franz, wie bist du dann dazu gekommen?

Franz: Vero hat gefragt, ob ich einfach mal so mitkommen will. Das war mein erstes Mal im Radio – hat aber Spaß gemacht. Ich habe auch immer gesagt, ich würde es gerne noch mal machen. Und vor einem halben Jahr hat Alex die Sendung verlassen. Und dann war sowieso ein Platz frei. Und seitdem bin ich dabei.

Vero: Ich wollte Franz unbedingt haben, weil er eine super Stimme fürs Radio hat. Meine erste Sendung ist total in die Hose gegangen. Ich kann gut so reden, wenn ich normal im Gespräch bin. Aber im Radio… Franz hat das total locker hinbekommen. Gleich beim ersten Mal.

Franz: Ich glaube Vero schmeichelt mir zu viel. Ich hör‘ mir im Nachhinein die Sendung an und da sind schon immer viele Ähs und Ähms.

Vero: Aber das ist gar nicht so schlimm. So redest du ja auch, wenn du mit jemandem sprichst. Da hast du ja auch deine Ähs und Ähms. Wir sind keine Profis.

Franz: Aber das ist ja auch das Schöne an der Sendung, dass man halt nicht den Anspruch hat: Das muss super perfekt sein.

Vero: Wir haben vor kurzem eine Nachricht über unsere Facebook-Seite bekommen. Da hat eine Zuhörerin geschrieben. Die hat unsere Sendung gelobt, dass sie es eben gut findet, weil wir anecken, weil es keine so klare Struktur gibt, sondern Ecken und Kanten hat. Gerade das macht‘s ja spannend.

HORADS 88,6: Wenn ihr jemandem eure Sendung beschreiben müsstet, der sie noch nicht kennt. Was würdet ihr sagen?

Vero: Kabelmusik – wie der Name sagt dreht sich die Sendung um jegliche Musik, die von Kabeln, durch Kabel, über Kabel geht. Also alles eigentlich, was aus dem elektronischen Genre kommt. Da sind wir sehr frei.

HORADS 88,6: Was läuft dann vor allem bei euch?

Franz: Viel Techno und House.

Vero: Wir stellen auch immer Veranstaltungen vor. Und die spielen in Stuttgart immer nur Techno oder House. Das finde ich ein bisschen schade. Ist ja nur das, was jeder hört. Das sind dann immer dieselben Künstler, die in den Clubs gespielt werden.

Franz: Aber dafür können ja die Clubs nichts. Die möchten halt Geld machen und müssen dann das spielen, was die Leute hören wollen.

Vero: Das finde ich aber schade. Man muss ja irgendwie Subkulturen erhalten und nicht nur aufs Geld achten. Dann können die auch in die Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart gehen und da ihre Clubs aufmachen. Ich finde manche elektronischen Clubs sollten da in ihrem Genre bleiben.

Franz: Ja, schöne Idee, aber wenn die Miete teuer ist, dann muss das Geld irgendwo herkommen. Aber es gibt ja auch noch so Projekte wie contain’t.

Vero: Aber die sind ja auch schon wieder weg. Wobei contain’t heißt ja im Prinzip, dass das nichts mit dem Ort zu tun hat und dass man das überall aufbauen kann. Wenn es den Platz dafür gibt.

HORADS 88,6: Würdet ihr gerne mehr elektronische Musik spielen, die außerhalb des „Mainstreams“ liegt?

Vero: Ich würde eigentlich schon gern ein größeres Spektrum abdecken. Allerdings suchen wir als Moderatoren ja auch die Musik aus und das ist dann natürlich immer das, was uns gefällt. Das bemängle ich ein bisschen. Deswegen versuche ich jetzt für mich selbst, Musik mit reinzunehmen, die mir selbst vielleicht nicht liegen würde. Aber es ist mal spannend das mit reinzunehmen, weil es nicht immer dasselbe ist.

Franz: Wir haben in den letzten Monaten ein relativ starres Konzept gehabt. In der ersten Hälfte der Sendung haben wir neue EPs und Künstler vorgestellt und die zweite Hälfte die Veranstaltungen. Da haben wir uns gedacht, dass wir das ein bisschen lockerer machen und einfach auch mal jemanden vorstellen, der uns persönlich gut gefällt auch wenn der grade nichts Neues rausgebracht hat.

Vero: Genau, dass man da einfach mal ein neues Feld öffnet. Es gibt so viele elektronische Genres…. Ich habe zum Beispiel heute ein Video angeschaut, da hat einer live mit Gameboys elektronische Musik gemacht. Das war super witzig. Klar, das passt vielleicht nicht unbedingt ins Radio, weil das muss man sehen. Aber es gibt so viele kreative Arten elektronische Musik zu machen.

Franz: Aber bei so experimentellen Sachen muss man auch aufpassen. Die Lieder gehen dann oft acht Minuten und du kannst die Zuhörer nicht acht Minuten mit so einem krummen Sound und schiefen Rhythmen beschallen.

Vero: Da müssen wir auch das Radio-Format im Auge behalten. Viele Lieder kannst du auch einfach nicht im Radio spielen, weil das, was man gerne im Club hört, ist häufig sehr monoton. Und der Bass fehlt im Radio. Der macht bei elektronischer Musik natürlich schon viel aus.

Franz: Ja, bei uns im Studio können wir den Bass aufdrehen (lacht).

HORADS 88,6: Klingt, als hättet ihr viel Spaß. Gab es mal ein absolutes Highlight in eurer Sendung?

Franz: Also ich glaube, unsere Sendungen sind nie so, dass wir sagen: Heute war ein absolutes Highlight! Ich glaube die besten Sendungen sind die, wenn wir alle da sind, ein Bierchen in der Hand haben und uns noch zwischen den Liedern ein bisschen austauschen können.

Vero: Also ich finde es meistens ganz cool, wenn Künstler da sind. Wenn man mal direkten Kontakt hat und sich mit denen austauschen kann.

HORADS 88,6: Und ist auch mal was richtig schief gelaufen?

Vero: Sendeausfall!

Franz: Das war erst vor einem Monat glaube ich. Also technische Probleme gibt’s häufiger und vielleicht drückt man auch mal einen falschen Knopf. Aber bei der Sendung damals war einfach kompletter Ausfall. Da standen wir einfach zehn Minuten rum und haben uns gefragt: Was machen wir jetzt?

Vero: Ich habe hier technisch eh nicht so den Plan. Ich hoff‘ einfach, alles funktioniert immer so, wie ich es eingestellt habe (lacht).

Franz: Ich warte ja noch auf den Tag, an dem wir vergessen wieder auf Automatik umzuschalten. Wenn du am Ende der Sendung nämlich nicht „Auto“ drückst, wird das nächste Lied nicht automatisch gespielt. Das merkt das System und dann kommt automatisch der Sendeausfall.

Vero: Einmal war es echt knapp. Da war es schon 30 Sekunden still, bevor ich den Knopf gedrückt habe.

HORADS 88,6: Worauf kommt es denn sonst noch bei gutem Radio an?

Franz: Ich glaub da fragst du die Falschen (lacht).

Vero: Ich denke es kommt drauf an, was du für ein Radio machen willst. Also ich höre zum Beispiel gern‘ Deutschlandfunk. Die haben einfach gute Themen, die gut aufbereitet wurden und man merkt, dass da super Journalisten dahinterstehen. Ich habe auch mal bei Antenne 1 reinschnuppern dürfen. Da ist alles so vorprogrammiert und das finde ich schade. Weil Radio hat für mich auch was mit Kunst zu tun in der Hinsicht, dass man ein bisschen was ausprobieren kann. Man hört ja auch so viele Radiosender, bei denen immer dieselben Lieder kommen. Ich finde Radio soll aktuell bleiben und man sollte merken, dass da eine freie Redaktion oder freie Journalisten dahinterstecken.

Franz: Da habe ich eine andere Meinung. Also wenn es Radio ist, wo nur geredet wird, da will ich natürlich spannende Themen hören. Aber wenn ich Radio höre wegen der Musik, dann finde ich es tatsächlich sehr unangenehm, wenn zwischendrin geredet wird. Dann finde ich es auch gar nicht so schlimm, wenn alle paar Tage das Gleiche läuft. Zum Beispiel höre ich total gerne Jonny Cash Radio online. Keine Ahnung wie viele Lieder der gemacht hat. Aber da wiederholt sich das dann auch alle paar Tage. Aber ich hör‘ es trotzdem gerne.

Vero: Radio ist ja auch eine subjektive Sache. Es ist ja gut, dass es ein großes Spektrum an Radio gibt. Radio sollte einem auch alle Möglichkeiten geben. Wenn wir alle Antenne 1 hören müssten… das wäre grausam.
Kabelmusik läuft jeden zweiten Donnerstag ab 20 Uhr auf HORADS 88,6.

Das Interview führte: Lea Biermann,
HORADS 88,6-Crossmedia-Redaktion