Intergalaktisches Grillengezirpe und andere Sounds from out of space

Preisfrage: Wie klingt es, wenn der Sohn eines Beatles und der Bassist einer kalifornischen Funk-Metal-Band gemeinsam Musik machen? Antwort: Wie intergalaktisches Grillengezirpe im Delirium, oder so ähnlich. Jedenfalls hört sich die neue Super-Group ziemlich ungewöhnlich an.

b6bf0c19Les Claypool, Sänger und Bassist von (u.a.) Primus und Sean Lennon, Sohn von John Lennon und Yoko Ono, veröffentlichen als The Claypool Lennon Delirium ihr erstes gemeinsames Album „The Monolith of Phobos“. Genau wie der Felsbrocken auf dem Marsmond Phobos, nach dem die Platte benannt ist, sind der Sound des Albums und die Themen der Texte nicht unbedingt naheliegend – aber durchweg spacig. Das Ergebnis ist experimenteller, psychedelischer Progressive-Pop, der mal näher an die Umlaufbahn doomigen Stonerrocks, mal näher an die Galaxie des Funks gerät und dabei immer etwas freakig und außerirdisch wirkt – nicht nur wegen Songtiteln wie „There‘s No Underwear in Space“.

Sänger und Multi-Instrumentalist Sean Lennon hat es eigentlich nicht nötig, dass man auf seine berühmten Eltern hinweist. Er kann bereits eine beachtliche Diskografie mit diversen Bands und Soundtracks vorzeigen. Auf „The Monolith of Phobos“ hat er bis auf den Bass die meisten Instrumente eingespielt und übernimmt den Lead-Gesang. Trotzdem kommt man kaum umhin, John Lennon zu erwähnen, weil einige Songs des Albums an die Spätphase der Beatles und insbesondere an die psychedelischen Nummern auf deren LP „Abbey Road“ (1969) erinnern. Die Songs von Les Claypool und Sean Lennon wirken etwas sperriger und eben irgendwie monolithischer als die Beatles-Klassiker, aber man hört ihnen ihre musikalische DNA einfach an, auch wenn der eigensinnige Bass-Sound von Claypool dem Ganzen eine spezielle Note verleiht.

Der vielleicht melodiöseste Song auf „The Monolith of Phobos“ ist der erste Part der zweiteiligen Nummer „The Cricket and the Genie“ mit dem Untertitel „Movement I – The Delirium“, der zwischen groovendem Hard-Rock und Querflöten-Kapriolen pendelt, bevor er untermalt von Grillengezirpe in den zweiten Part „Movement II – Oratorio di Cricket“ übergeht.

[soundcloud]https://soundcloud.com/ato_records/the-claypool-lennon-delirium-cricket-and-the-genie[/soundcloud]

Ob sich das schräge Duo Lennon/Claypool in dieser Nummer über eine Grille und einen Flaschengeist selbst besingt? Die Antwort auf diese und andere Fragen ist irgendwo in der Umlaufbahn des Mars zu finden…

Lydia Michel